Zu Besuch im Land der Tausend Farben


Purple Mountain, Charlie! Purple Mooouuntain!
22. September 2009, 15:12
Filed under: Sightseeing und Reisen, Studium und Praktikum

(Wer den Titel nicht kapiert, kennt „Charlie the Unicorn“ nicht. Aber das ist euer Verlust, nicht meiner. ^__^)

Am Samstag hieß es wieder: Sightseeing! Nachdem wir zu einer phänomenal frühen Uhrzeit (9 Uhr morgens…) das Haus verlassen haben, fuhren wir mit dem Bus zu einer der Hauptattraktionen Nanjings, die ich ja im Titel dieses Blogeintrags schon so fantastisch angekündigt habe: Zum Purple Mountain, deutsch Purpurberg, chinesisch Zhongshan (中山).

Dabei handelt es sich jedoch genau genommen nicht um eine einzige Sehenswürdigkeit, sondern eben um einen bewaldeten Berg am östlichen Rand Nanjings, auf dem sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten befinden. Zum Studentenpreis von 64元 erhielten wir Zutritt zum „Linggu Scenic Spot“ und „Sun Yatsen Scenic Spot“. Bei letzterem Begann die Tour.

Kurze Geschichtsstunde für alle, die nicht wissen, wer Sun Yatsen war: 1911 fand in China eine Revolution statt, in der die letzte Kaiserdynastie gestürzt und damit die 2000 Jahre anhaltende Kaiserherrschaft beendet wurde. Einer der Hauptinitiatoren der Revolution, Gründer der KMT (Kuomintang, eine Partei Chinas, heute nur noch auf Taiwan vertreten), Mitbegründer des „neuen Chinas“ und erster provisorischer Präsident war Dr. Sun Yatsen, der auch heute noch sehr verehrt wird.

Exakt das Mausoleum dieses jenen Mannes wollten wir also besichtigen, was uns und allen anderen Besuchern aber doch recht schwer gemacht wurde. Um zum Mausoleum zu gelangen, muss man nach oben. Und ohne Lift oder Teleportation gibt es da nur eine Möglichkeit: Stufen steigen… viele Stufen…

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Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Sondermeldung

Nachdem ich vor einer Woche lang und breit meine Teilnahme an einem der B-Kurse mitgeteilt hab, folgt hier verspätet und mit demütig gesenktem Kopf die Korrektur: Ich hab noch mal die Klasse gewechselt und bin jetzt in einem C-Kurs.

Grundlegender Gedanke: Für das Auslandsstudiensemester erhalten wir 30 ECTS-Punkte, 22 davon für unsere Chinesischkurse. Die Note, die wir dafür bekommen, wird eine entsprechend hohe Gewichtung haben. Oder kurz und schmerzlos ausgedrückt: Die Note ist einfach zu wichtig. Und deshalb sitze ich jetzt in einem einfacheren Kurs, dessen Grammatik ich größtenteils schon kenne, in dem ich aber trotzdem noch neue Vokabeln lernen kann. Und zur Not hab ich immer noch die Bücher als dem höheren Kurs. Basta.

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Ja, wo war ich? Immer noch auf dem Purpurberg, beim Sun Yatsen Mausoleum! Und zwar nicht irgendwo, sondern ganz oben. Nach gefühlten 30.000 Stufen wurden wir von einer weiten Aussicht bis zur Skyline von Nanjing begrüßt. Ich sollte erwähnen, dass das Wetter auf unserer Seite war und neben angenehmer Wärme auch strahlend blauer Himmel für den idealen Tag sorgten. Im ebenfalls blau bedachten Mausoleum konnte man eine große Statue Sun Yatsens sowie seinen Sarg (?) begutachten, der Aufstieg hat jedenfalls länger gedauert als die Besichtigung des Ziels.

Kurze Mittagspause und weiter ging’s zum „Linggu Scenic Spot“. In den Parkanlagen kurvten wir mit kleinen motorisierten Mini-Rollern herum, die man für 20元 pro Stunde ausleihen konnte. Die unmittelbare Folge war, dass wir von den Chinesen noch dümmer angeschaut wurden als sowieso schon, aber das war dann auch nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein.

In der Linggu Pagode – neben dem Linggu Tempel, das Herz des Gebiets – wartete das, was ich an diesem Tag ja noch überhaupt nicht gesehen hatte: Stufen! 250 Inkarnationen meiner schlimmsten Alpträume – und – ich – bin – sie – hochgegangen. Bis ganz oben zum achten Stock der Pagode und die Aussicht über das wahrhaftige Baum-Meer hat voll und ganz für alles entschädigt, was sich an Frust in meinem unsportlichen Körper angestaut hatte! Ich bin jetzt noch froh, nicht bei Etage fünf Schluss gemacht zu haben.

Im übrigen Gelände statteten wir der Beamless Hall (in der mit Wachsfiguren die chinesische Geschichte von 1840 bis 1925 umrissen wurde), einer großen Steinschildkröte (deren Bedeutung bisher noch völlig unbekannt ist, wobei ganz schlau vermutet wird, dass sie was mit dem Linggu Tempel zu tun hat…), einer Imbissbude (Geflügelfleisch ohne Knochen, hui!), der Sun Yatsen Memorial Hall (eine Art kleines Museum mit Eckdaten seines Lebens, seiner Lehren, Fotos,…), dem Guilin Stone House (irgendein abgebrannter Trümmerhaufen, wtf?), dem Sutra-Tempel (ein ganzer Tempel nur mit Steinstafeln mit Texten an den Wänden) und gefühlten 50 Kilometer Waldweg von A nach B einen Besuch ab. Wobei die „Waldwege“ hier alle gepflastert sind, man also wenig Gefahr läuft, sich tatsächlich zu verlaufen. Hinterhältig waren die verschlungenen Dinger trotzdem. Und weil wir uns ja immer noch auf einem Berg befanden, kamen aller paar Meter… STUFEN! Ja, danke, ich hätte fast vergessen, wie sie aussehen…

Und wir haben trotzdem noch nicht alles gesehen, was man auf dem Purple Mountain alles besichtigen kann.

Alles in Allem: So kann’s weitergehen! Aber ich mag unseren Fahrstuhl im Haus… Und zum Schluss gibt’s noch ein Foto von Ki., Ka., mir und unseren lustigen Rollern im Linggu-Park.


1 Kommentar so far
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Wie gehts denn eigentlich deinen Beinen derzeit? Ich meine, die Stufen dürften deinen ohnehin geschundenen Füßen ja wohl den Rest gegeben haben ^^ Wo ist denn eigentlich das versprochene Foto? Ich würd das so gerne sehen XD
Aber du hast noch alle deine Organe, ja? ^^

Feier noch schön!

Kommentar von Kyoko Mogami




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